Zu Weihnachten Müll für alle

VERBESSERTE VERSION (EVOLUTION), Freitag, 20.12., 18 Uhr 36

„Jahr des Jokers“ wäre auch ein schöner Titel für den ersten Teil dieses Jahresrückblicksblogs gewesen, aber am Ende ist es eben doch nur Müll, muss man ja mal sagen. Das betrifft das Thema, aber ev. auch die Art, wie es hier behandelt werden kann. Nein, der MAC ist nicht deprimiert, eher möchte er sich üben in dem irren Lachen, das Elon Musk vom Joker übernommen hat, wie jene bezeugen, die schon in seiner Nähe waren

Im freien Fall

Irgendwie geht es ja um Sortieren jetzt am Jahresende. Aufräumen. Etwas finden. Sachen im Rückblick zusammenbauen. Es soll ein Bild ergeben, ein Bild, das sich mitteilt und dann irgendwie nach vorne „weist“.  Jahr des Joker. Ja. Passt. Es war das Jahr, in dem der Irrsinn gegenüber dem Sinn triumphiert hat. Gangster und Irre haben das Sagen, usw. Fiktion und Realität sind kaum noch zu unterschieden, usw.
Was ist es denn das „es“, das ein Bild ergeben soll: Erlebnisfetzen (richtig erinnert oder falsch), Texte (Sätze, gefundene, gesagte), gedachte Dialoge (in denen man wahnsinnig gut dasteht), die beim Radfahren entstehen, die sich am Rad aber auch nicht gut festhalten lassen? Bei roter Ampel ins Handy sprechen. Mache ich nicht. Ein Beispiel, das ich mir gemerkt habe:

Alle bemerken: Der (ich) ist im freien Fall. Er flattert nur noch wie verrückt mit den Armen, um den Aufprall hinauszuschieben. Aber lassen sich mit dem Flattern Spuren erzeugen? (Ab hier dazu variiert:  Will er (ich) Spuren erzeugen? JA! Warum? Kein Grund. Oder ist es nur noch Nervenstrom, der sich mit dem Schlagen der Flügel immer neu auflädt? Oder der innere Druck, Überdruck, der zur Energie wird. PRESSURE IS AN ENERGY. Das innere Chaos hält fit & jung, frühmorgens wogt es maximal, wo aber die Kräfte auch noch am größten sind, es zu bekämpfen oder sich ihm sich zu ergeben. Nur es übergehen, zur Seite schieben, das geht nicht. Ich fühle genauso wie Rainald Goetz. Ganz genauso.
In wrong finde ich ein Zitat, das diesen (unseren?) Stoffwechselprozess (mein Bild jetzt) genauso beschreibt. Den heilenden Umgang mit MATERIAL. Sehr früh morgens im Bett (mit genau ½ Liter Nescafé, nur keine Kaffeekultur, Kaffeekultur ist der Untergang, Hauptsache viel)  gedruckte Zeitungen durchwühlen, Herausrisse herstellen, Buchseiten in X Systemen bezeichnen, bemarkern, bePOST_ITten, Unterstreichungen (Bleistift), ja, oder nein, mal ja, mal nein, mal unterstreichen (dann gleich 30 Zeilen, auch Quatsch), mal vertikale Linien seitlich.
PLUS: Mit dem Handy herausfotografieren. Oder, krasses Gegenteil, ein blauer Stift, weich und dick, so schön und gut und schmeichelt dem Zitat, was heisst ZITAT, wo soll es denn zitiert werden.

AM BEISPIEL EINES GOETZ ZITATS: Also in ca. 12 Zeilen beschrieb er den den In- und Output von Textfragmenten als Art vorschreiberischen Bewusstseinsprozess (mag das Wort nicht), der selbst schon Text produziert (Text zweiter Güte ???) (so wie Blog WENIGER WERTVOLLES Publizieren ist), Schreiben im Internet – wozu? Wie ist es gekommen, daß uns das Internet dazu gebracht hat, ohne Bezahlung zu schreiben; anderes Thema. Hier ganz in Ruhe, fast schon eine Infografik:

DER STOFFWECHSEL (Überschrift)

>Text (Zeitungszitat?) rein

>Zwischenlager (Ausriss)

>raus (wohin?) Alles muss raus!  HIERHIN     (Goetz, 2003 Abfall für alle, jetzt mit Fotos bei Instagram) > bei Michael Hopp (ich) – Müll für alle, oder wie hier: Zu Weihnachten (hier blitzt der aktualitätsbezogene Journalist auf) Müll für alle. Wobei, Abfall ist eigentlich das bessere Wort, den „abfallen“ kann auch etwas Wertvolles, Müll ist Müll, aber eben auch nicht verdaut, recycelt, sondern noch sperrig, in Einzelteilen, allenfalls sortiert, Restmüll, Wertstoffe, Bio etc.
Liest noch jemand mit? Wie in den Lesekreisen, erst 10, dann 7, dann 5, dann 3. Also, für die 2 dann: DIE INFOGRAFIK. Oder doch nicht.

BRAIN ROT

Aus dem Gesammelten, nur halb Eingesogenen etwas eigenes machen, es SELBST HINTIPPEN (mit Kraft in die Tastatur HÄMMERN), in aller Eile, immer gegen die Zeit, Fehler stehen lassen oder witzig finden („Fehler“ gibt es nicht), die Form ist damit gefunden, sagen wir mal, natürlich gibt es NACHARBEIT, dann doch SCHÖN machen – hochladen (Vorteil des Internet, das ging mit Print nicht). BILD SUCHEN, mein Gott, BRINGT DIE KLICKS. Bei meiner Omi hatte ich es noch besser, wissen Leser des MAC – da durfte ich die Schulaufgaben schreiben, den Stift fallen lassen – und sofort aufs Sofa springen und mit den Beinen strampeln. Jetzt muss ich noch PRODUZIEREN vorm PUBLIZIEREN, ist aber auch gut (alles ist gut!), ERWACHSENWERDEN, mit bald 70.

Dann: RUHE. Etwas scheint abgearbeitet. Ordnung scheint hergestellt. Der innere Irrsinn ist kurz irritiert, zieht sich zurück. Wie ein Monster, das mit Gummibärchen beworfen wird. Es ist mit dem Kacken zu vergleichen, die Erleichterung, der stille Moment, wenn es rausgedrückt ist, egal, was da drin ist, in dem Moment. Dann aber sofort der Stress, weil es so stinkt. (Auf´s Schreiben übertragen: ob es gefällt, oder Ekel erregt; gerne das Ekel-Erregen in Kauf nehmen, siehe >AUFMERKSAMKEIT. Die nicht dasselbe ist wie RELEVANZ.

Frohe Weihnachten, Mami

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Helga Winkler (1937-2006), Mutter des MAC. Das MAC-Kapitel „Mutter“ gab´s hier schon mal: https://michael-hopp-texte.de/mother-you-left-me-but/

Politische Ökonomie des Schreibens, oder hysterische

Netto Schreibdauer bis hierher: 20 Minuten (gemogelt? Sag ich nicht).
In der Zeit hätte ich sonst das GOETZ ZITAT gesucht (und hätte dann noch gar nichts zustande gebracht) (es war so: ich hatte es mit dem Handy rausfotografiert und dann schlau auch gleich in Text umgewandelt und mir das dann als Mail geschickt – und die ist weg).
So habe ich es jetzt nachgeschrieben, nachvariiert, darauf improvisiert (sagt man so?) (wie in der Musik, meine ich) – und, naja. Wenn das Schreiben schon nicht bezahlt ist, muss es schnell gehen. Schnell den Müll raustragen. Ich entwickle meine Produktivkraft. Wie alle immer. NACHARBEIT (Schön machen) war aber viel länger als ich dachte – innere Zensur, innerer Gut-sein-Zwang, innere Blamage-Angst. Innen, innen, innen! WAS LERNEN WIR: DAS SCHREIBEN IST EIN WEG DEN INNEREN DÄMON ABZULENKEN. So?

War Marx im höheren Alter gar kein Revolutionär mehr?

In einem der Lesekreise „machen“ wir gerade u.a. „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“ von 1852, das „Kommunistische Manifest“ war 1848, vier Jahre davor,  erschienen. Grund des Abgleichs: Während das „Manifest“ visionär und utopisch ist, zeigt sich Marx im „Brumaire“ eher abgeklärt und desillusioniert. Ein Teilnehmer des Lesekreises meinte dazu, er habe im Grund damals schon dem Gedanken der proletarischen Revolution abgeschworen, andere widersprachen heftig. Hier trotzdem das halb-vorverdaute Zitat, weil es im zweiten Teil die Situation der heutigen Linken so schön beschreibt, und über solche Funde freuen wir Altphilologen uns ja immer:

„Bürgerliche Revolutionen, wie die des achtzehnten Jahrhunderts, stürmen rascher von Erfolg zu Erfolg, ihre dramatischen Erfolge überbieten sich, Menschen und Dinge scheinen in Feuerbrillanten gefasst, die Ekstase ist der Geist jedes Tages; aber sie sind kurzlebig, bald haben sie ihren Höhepunkt erreicht, und ein langer Katzenjammer erfasst die Gesellschaft, ehe sie die Resultate ihrer Drang- und Sturmperiode nüchtern sich aneigenen lernt. Proleatarische Revolutionen dagegen, wie des des neunzehnten Jahrhunderts, kritisieren beständig sich selbst, unterbrechen sich fortwährend in ihrem eigenen Lauf, kommen auf das scheinbar Vollbrachte zurück, um es wieder von Neuem anzufangen, verhöhnen grausam-gründlich die Halbheiten, Schwächen und Erbärmlichkeiten der ersten Versuche, scheinen ihren Gegner nur niederzuwerfen, damit er neue Kräfte aus der Erde sauge und sich riesenhafter ihnen gegenüber wieder aufrichte, schrecken stets vor Neuem zurück vor der unbestimmten Ungeheuerlichkeit ihrer eigenen Zwecke, bis die Situation geschaffen ist, die jede Umkehr unmöglich macht, und die Verhältnisse selbst rufen: Hic Rhodus, hic salta! Hier ist die Rose, hier tanze!“
(zitiert nicht nach der blauen MEW-Ausgabe, sondern einem kostengünstigen Reprint des Anaconda-Verlags, eine kleine Sammlung um sagenhafte 16,80 €! Insofern hat die Seitenangabe nicht viel Gebrauchswert: p. 336, 337)

Abenteuerlich ist die Übersetzung des Rhodus-Spruchs, der im Original weder mit einer Rose noch mit Tanzen zu tun hat. Der Fehler findet sich auch in der blauen Ausgabe. Der Ausspruch wird dem griechischen Dichter und Sklaven Aisopos  (6. Jahrhundert v. Chr.) zugeschrieben und bedeutet: „Hier ist Rhodos, hier musst du springen.“ In der Fabel geht es um die Aufforderung an einen Prahler, der sich rühmt, in Rhodos einen großen Sprung gemacht zu haben, diesen vor Ort zu wiederholen. In der kurzen Zeitspanne unseres Lebens macht es keinen Sinn, vor den Herausforderungen zu flüchten, wäre eine stimmige Deutung, die auch die historische Mission der Linken treffend bezeichnet.

„Das Rebellische blinkt heute rechts“

Ansonsten lernen wir aus dem Marx-Zitat, dass die proletarische Revolution in der bürgerlichen ihre Voraussetzungen findet, der Punkt des „Absprungs“ aber tatsächlich schwer bis gar nicht zu finden ist. „Das Rebellische blinkt heute rechts“, schreibt Rainald Goetz an anderer Stelle (wieder nicht gefunden, siehe oben) und auch für uns Linke, siehe das Aufmacher-Bild dieses Blogs, wird hinzunehmen sein, dass die Disruption, die bisher ein Begriff für tiefgreifende Innovationen in der Tech-Welt war, nunmehr eine politische Dimension angenommen hat, wenn Leute wie Trump und Musk der Welt zeigen, wie gut autoritär und digital zusammengehen.

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