Regelmäßige LeserInnen haben es schon bemerkt, in diesem Blog geht es in letzter Zeit nur noch um die wirklich wichtigen und großen Themen, dazu gehören natürlich ganz vorne dran Revolution und Sexualität. So wie ich es gelernt habe, ist das eine oder das andere ja nicht zu haben. Vom Zusammenhang zwischen den beiden ist in der „Linken“ zurzeit wenig die Rede. Über Sex zu sprechen, wird der Queer-Bewegung überlassen, die hat aber keinen Bock auf linke Politik, ev. haben ja einzelne Queers in der Linken schlechte Erfahrungen gemacht, wie früher die Frauen. Fakt ist, die verbliebene Linke hat das Thema Sex völlig aus den Augen verloren – und das mag ja mit ein Grund sein, warum sie im Moment nicht besonders „sexy“ wirkt. Das war einmal anders. Ich bin z.B. nur in der Linken gelandet, weil ich dachte, da trifft man die Mädchen, die auf der „konkret“ drauf sind und dass es da mehr Sex (Befreiung!) gibt als in der Jungschar, obwohl … haha. Jedenfalls, dass die Befreiung der Menschheit die Befreiung der Sexualität voraussetze, das glaubten (hofften) wir damals alle und dokumentierten es mit mehr oder weniger erfolgreichen Experimenten, lebten in Kommunen, erklärten die Monogamie für beendet, und schreckten auch davor nicht zurück, Kinder als sexuelle Wesen zu begreifen.
In ihrem schon vor einiger Zeit herausgegebenen Sammelband „Die Linke und der Sex“ erinnern die Herausgeber Barbara Eder und Felix Wemheuer nicht nur an diese wilden Zeiten und bewerten sie neu, sondern versammeln auch historische Texte von Elfriede Friedländer, Wilhelm Reich, Reimut Reiche, Michel Foucault u.a. und laden zur Neubewertung ein. Der Band macht deutlich, wieviel die Linke verliert, wenn sie das Thema plötzlich wieder zum „Nebenwiderspruch“ erklärt – wenn schon nicht in diesen Worten, so doch in der Wirkung.
Heute im Blog ein Auszug aus dem Vorwort des Buchs – sowie eines der historischen Beispiele, „Die erotische Freundschaft“ der Kommunistin Alexandra Kollontai. Der Text von 1918 entwirft die Utopie einer Liebe, die so stark ist, dass sie die kapitalistischen Prägungen von Herrschaft und Besitz überwinden kann. An diesem Text finde ich das extrem Vorausschauende bemerrkenswert, bereits im Jahr 1918 ein Bild der Situation der Frau zu zeigen, wie es für heute noch gültig ist. Daran zu erkennen ist auch, dass die Frauenbewegung im Prinzip aus dem Schoß „der Linken“ hervorgegangen ist. Solche Erkenntnisse sind vielleicht wichtig in einer Zeit, in der „der Linken“ dauernd vorgehalten wird, was sie angeblich nicht kann oder falsch macht.
Die Herausgeberin, Autorin und Marxistin Barbara Eder wird übrigens ab September an DIE DREI mitschreiben – die hier im Blog gestartete Social Media-Kolumne, in der drei MarxistInnen Fragestellungen bewerten, die es in der Form in der Zeit von Marx noch nicht gab. WELCOME TO THE PLEASURE DOME!
Und mit ihrem jüngeren Buch, „Das Denken der Maschine“, Mandelbaum Verlag, Wien 2023, wird sie im ersten Halbjahr 2025 im ROTEN SALON HAMBURG zu Gast sein. WIR FREUEN UNS!
DIE LINKE UND DER SEX
Von Barbara Eder und Felix Wemheuer
Leicht gekürztes Vorwort des Sammelbandes *)
Die sexuelle Befreiung der Menschheit ist eine unabdingbare Voraussetzung für die Überwindung der bürgerlichen Gesellschaft – so lautete einst ein linker Glaubenssatz. Dieses Buch dokumentiert die wesentlichsten Debatten, die innerhalb der Linken in den letzten 100 Jahren über Sex geführt wurden. Dazu zählen nicht nur historische Auseinandersetzungen mit Sexualitäten und den dazugehörigen Lebensformen, sondern ebenso Zeugnisse der Hoffnungen und Enttäuschungen infolge der sexuellen Revolution. Dazu kommen geschlechterkritische Texte aus der queeren Bewegung, deren AkteurInnen vor den Revolten von Stonewall die Klassenfrage stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt hatten als die Frage der sexuellen Orientierung.2
Die Sexualitäten, die linke AktivistInnen der westlichen Industrienationen zu befreien dachten, sind ebenso wenig universal wie jene Menschheit, in deren Dienste sie ihre Ambitionen stellten. Ohne diesen Widerspruch ausreichend zu berücksichtigen, wurde dennoch davon ausgegangen, dass die Befreiung der Sexualität im Dienste der Revolution gesellschaftlich notwendig und wünschenswert sei.
In den 1930er-Jahren war Sexualität für die KPD ein wichtiges Thema
Projekte der sexuellen Befreiung standen stets in engem Zusammenhang mit globalen Revolten. Im Zuge der revolutionären Unruhen, die in Europa nach dem Ersten Weltkrieg und in Reaktion auf die Oktoberrevolution von 1917 ausbrachen, diskutierten AktivistInnen in der kommunistischen Bewegung über die Auflösung der patriarchalen Kleinfamilie, „erotische Kameradschaft“ oder die Gründung von Gewerkschaften für Prostituierte. Als erstes Land in der Geschichte legalisierte die junge Sowjetunion Abtreibung und Homosexualität und führte die Zivilehe und das liberalste Scheidungsrecht der damaligen Zeit ein. Für viele deutsche KommunistInnen war es auch in den frühen 1920er-Jahren der Weimarer Republik selbstverständlich, mit AktivistInnen der Schwulenrechtsbewegung oder linken Psycho- analytikerInnen zusammenzuarbeiten. Wilhelm Reich versuchte als Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) die Theorien von Karl Marx und Sigmund Freud zu verbinden. Sexuelle Unterdrückung durch Staat, Familie und Kirche war für Reich ein wichtiger Grund, warum sich viele ArbeiterInnen trotz ihrer ökonomischen Lage nicht der Revolution anschlossen. Auf sein Bestreben hin gründete die KPD 1931 den „Reichsverband für proletarische Sexualpolitik“ als Unterorganisation. Die von Reich verfasste „Sexualpolitische Plattform“ erklärte die sexuelle Frage zu einer „Kampffrage erster Ordnung, eine Machtfrage der Werktätigen gegen Kapital und Kulturreaktion“. Um das sexuelle Elend zu beseitigen, forderte der Reichsverband die Legalisierung von Abtreibung und Homosexualität sowie die kostenlose Abgabe von Verhütungsmitteln durch die Krankenkassen. Menschenwürdige Wohn- und Arbeitsverhältnisse seien die Voraussetzung, um eine gesunde und befriedigende Sexualität zu ermöglichen und auch die Ursachen der Prostitution zu beseitigen. Flächendeckende Aufklärung für Kinder und Jugendliche sowie Zugang zu medizinischer und psychologischer Betreuung für alle sollten seelische Störungen verhindern. (Viele Forderungen der Plattform sind heute auch in den westlichen Zentren noch immer nicht verwirklicht, von den Ländern der sogenannten Dritten Welt ganz zu schweigen.) Ein Großteil der Funktionäre und die Parteiführung der KPD wandten sich schließlich gegen diese offensive Politisierung der Sexualität. Ein Funktionär beschwerte sich zum Beispiel: „Reich will, dass wir aus den Turnhallen unserer Vereine Bordelle machen. Wir sollen unsere Jugend auf die sexuellen Fragen raufstoßen, statt sie davon abzulenken.“ Vor allem Reichs Versuch, den Aufstieg des Faschismus psychoanalytisch zu erklären, führte zum Bruch mit der KPD. 1933 wurde Reich aus der Partei und 1934 aus der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung ausgeschlossen.
In der Sowjetunion zeichneten sich jedoch gegen Ende der 1920er-Jahre massive Probleme bei der Revolutionierung des Alltags ab. Das Programm, die Kleinfamilie durch kollektive Küchen, Kindergärten und Wäschereien zu ersetzen, war angesichts der knappen Ressourcen des rückständigen Landes undurchführbar.
Außerdem nutzten viele Männer, die mit den sexuell libertären Lebensformen einhergehenden neuen Freiheiten allzu sehr aus und übernahmen für ihre Kinder keine Verantwortung. In der Sowjetunion wurden daraufhin Familie und mütterliche Hausarbeit wieder hochgehalten und die Abtreibung verboten. „Freie Liebe“, Psychoanalyse oder Homosexualität galten als Ausdruck bürgerlicher Dekadenz. Die/der gute KommunistIn musste seine/ihre Bedürfnisse wieder disziplinieren. Schließlich vollzog sich auch in der kommunistischen Weltbewegung eine konservative Wende.
Irgendwie hingen Sex, Haschisch und Vietnam zusammen – aber wie?
Erst mit der Revolte von 1968 wurde die Idee, sich von den Moralvorstellungen und Lebensformen einer repressiven Gesellschaft zu befreien, wieder populär. Die neue Linke studierte wieder die TheoretikerInnen der 1920er-Jahre wie Reich oder die russische Kommunistin Alexandra Kollontai. Anstatt auf den Tag der großen Revolution zu warten, begannen StudentInnen und Jugendliche mit der Gründung von Kommunen, Wohngemeinschaften und Kinderläden. Der Glaube, dass „Sex, Haschisch und Vietnam“ irgendwie zusammenhingen, führte zur Politisierung von Menschen auf der ganzen Welt. Doch schon die ersten Jahre der Bewegung ließen viele TeilnehmerInnen der Bewegung enttäuscht und ernüchtert zurück. Nicht nur patriarchale Normen dominierten die Kommunen, auch sexuelle Übergriffe fanden statt; zudem wurden viele Lesben, Schwule und Trans-Personen, die oftmals in verschiedenen sexualpolitischen Bewegungen aktiv waren, durch Heterosexismus und Homophobie marginalisiert.
Im Laufe der 1970er-Jahre erkannten Medien und Unternehmen, dass man mit Sex viel Geld verdienen kann. Die Kommerzialisierung der Erotik nahm der Kritik an der sexuellen Unterdrückung durch Familie, Kirche und Kapital den Stachel. Konkurrenzverhalten und Leistungsdruck am Arbeitsmarkt bestimmten zunehmend die Arten und Weisen wie (hetero-)sexuelle Beziehungen geführt wurden. Als die Prekarität mit der Auflösung des sozialen Wohlfahrtsstaates im 21. Jahrhundert wiederkehrte, wurde die Frage virulent, wie sich Sexualitäten durch die Ausbreitung entsicherter Lebensformen verändern. Der Imperativ, sich abseits des „Normalarbeitsverhältnisses“ gut regieren zu müssen, führte nicht nur zur Ero- sion von konventionellen Familienstrukturen, sondern auch zu neuen Lüsten und Zwängen im Bereich des Sexuellen.
Nach dem Scheitern der antiautoritären Linken übernahmen die sich neuformierende zweite Frauenbewegung und die Lesben- und Schwulenbewegung den Anspruch, den Alltag umzugestalten. Andere Teile der Neuen Linken organisierten sich in diversen leninistischen „K-Gruppen“, die sich in der Regel an einem konventionellen Lebenstil orientierten, um sich von ihrem imaginierten Ideal des „Proletariats“ nicht allzu weit zu entfernen. Parallel dazu entstanden in Reaktion auf die AIDS-Krise der 1980er-Jahre, von den USA ausgehend, breite Bündnisse gegen die staatliche und mediale Denunziation queerer Lebensformen. Die amerikanische Sex Radical Gayle Rubin thematisierte in dieser Zeit erneut den Zusammenhang zwischen sexueller Identität und Klassenlage.
Immer noch teilt die moderne westliche Gesellschaft Geschlechtsakte in ein hierarchisches System des sexuellen Wertes ein. Nach diesem System wird jene Sexualität als „gut“, „normal“ oder „natürlich“ angesehen, die heterosexuell, ehelich, monogam, reproduktiv und nicht kommerziell ist. Sie soll im Paar stattfinden, in derselben Generation, zuhause passieren und keine Pornographie, Fetisch-Objekte und Sex-Toys gebrauchen. Weibliche und männliche Rollenklischees werden in ihr reproduziert. In Abweichung von der impliziten Norm der heterosexuellen Kleinfamilie stehen Homosexuelle, Trans-Personen, FetischistInnen, SadomasochistInnen und SexarbeiterInnen.
Heute ist Sex für die Linke nicht mehr wichtig
Durch die gesellschaftlich reproduzierten Sex-Hierarchien werden nicht-heterosexuelle und/oder nicht-reproduktiv ausgelegte Sexualitäten an den Rand gedrängt, was sich in Stadtteilsegregation, Ghettoisierung, Kriminalisierung und allgemeiner Repression manifestiert. Von den AktivistInnen der „sexuellen Befreiung“ wurde der Blick jedoch nicht primär auf die Unterdrückung sexueller Min- derheiten gerichtet. Ebensowenig stellten sie die Frage, wem das Privileg, sich von seiner Sexualität zu befreien, überhaupt zukommt. Dem/der Homosexuellen steht dieses Recht offenbar nicht zu, da diese/r seit dem 19. Jahrhundert „über eine Vergangenheit und eine Kindheit verfügt, einen Charakter, eine Lebensform” sowie eine „möglicherweise rätselhafte Physiologie besitzt”. Daher ist diese/r so sehr durch ihre/seine Sexualität bestimmt, dass sich von dieser selbst zu befreien einer vollständigen Anullierung ihrer/seiner Existenz gleichkäme. Vor diesem Hintergrund sind auch Michael Foucaults Mitte der 1970er entwickelten kritischen Überlegungen zur Idee der sexuellen Befreiung zu verstehen, die unter anderem zur Grundlage der Kritik vieler Queer-Feministinnen wurden.
Die Rolle der Sexualität für den revolutionären Prozess ist heute kein Kernthema der Linken mehr. Für die organisierte Linke im deutschsprachigen Raum spielen Debatten um polyamouröse Beziehungsformen, kollektive Kindererziehung, ökonomische und soziale Diskriminierung aufgrund sexueller Identität oder die Suche nach ekstatischen Zuständen kaum eine Rolle. Während Teile der Frauenbewegung durch die Einführung von Quoten und „Gender-Mainstreaming“ partiell institutionalisiert wurden, fristen queer-feministische Ansätze weitgehend ein Schattendasein am Rande der Institutionen und werden oftmals in die politische Unsichtbarkeit abgedrängt. Frauen und homosexuellen Paaren mit doppeltem Einkommen stehen heute zahllose Karrieremöglichkeiten offen, dagegen werden Lesben (die Monique Wittig zufolge keine Frauen sind und gesellschaftlich auch nicht als solche wahrgenommen werden) sowie Frauen mit Kindern auch durch die ökonomischen Krisenzeiten zu prekären Lebensverhältnissen gezwungen. Die zahlreichen Ausschließungen seitens der Linken haben zudem dazu geführt, dass viele schwule AktivistInnen mehr Anknüpfungspunkte in der queeren Bewegung finden konnten als in der Linken. Obgleich queere Bewegungen ihre Forderungen geschlechterübergreifend formulieren und ihre Kritik am gesellschaftlichen System der Zweigeschlechtlichkeit aufs Engste mit der Institution der Heterosexualität verbunden ist, mangelt es ihren AkteurInnen weitgehend an einer fundamentalen Kritik der Verhältnisse im real existierenden Kapitalismus. Ähnliches gilt für die andere Partei: Eine gelungene Verknüpfung von Kapitalismuskritik und der radikalen Kritik an den mit Sex-Hierarchien einhergehenden Geschlechterbinarismen findet innerhalb der Linken nur bedingt statt. Geschlecht und Sexualität gelten zumeist als Nebenwidersprüche des Hauptwiderspruchs zwischen Kapital und Arbeit.
DIE EROTISCHE FREUNDSCHAFT
Von Alexandra Kollontai
(…) Die verbotene Tür aufreißen, die in die freie Luft führt auf einen Weg liebevollerer, innigerer und folglich auch glücklicherer Beziehungen zwischen den Geschlechtern, kann nur eine grundlegende Änderung der menschlichen Psyche – eine Bereicherung ihrer „Liebespotenzen“. Letzteres verlangt mit unausweichlicher Gesetzmäßigkeit die grundlegende Umformung der sozial-ökonomischen Beziehun- gen, kurz, den Übergang zum Kommunismus. (…)
Die Unvollkommenheit dieser Eheform [der freien Liebesgemeinschaft] liegt in ihrem unselbständigen Charakter. Der heutige Mensch bringt in die freie Verbindung schon die verkrüppelten, unwahren, ungesunden moralischen Vorstellungen einer Psyche, die einerseits von der legalen Ehe, andererseits von der dunklen, abgründigen Prostitution beeinflußt ist. Die freie Liebe kämpft gegen zwei unvermeidliche Hindernisse: die Impotenz der Liebe, die das Wesen unserer zerrissenen, individualistischen Welt ausmacht, und andererseits gegen das Fehlen der für wirkliche Seelenerlebnisse unerläßlichen Muße. Der heutige Mensch hat keine Zeit „zu lieben“. In der Gesellschaft, die von vornherein auf Konkurrenz gegrün- det ist, im grausamsten Kampf um die Existenz, bei der unentrinnbaren Jagd entweder um das armselige Stück Brot oder nach Vermögen oder nach Karriere bleibt keine Zeit für die Kultur des anspruchsvollen und empfindlichen „Eros“. Die arme Aspasia würde heute auf ihrem rosengeschmückten Lager vergeblich auf Kameraden für ihre erlesenen, feinen Liebesfreuden warten; mit einem brutalen, ihrem Seelenniveau nicht entsprechenden Manne lohnt es sich nicht, das Lager zu teilen, aber ein Mann von „Seelenadel“ hätte niemals Zeit, seine Abende bei Aspasia zu verbringen.
Meisel-Heß [öst. Schriftstellerin, Autorin der 1909 erschienenen Studie „Die sexuelle Krise“, Anm. d. Hg.] beobachtet scharfsinnig eine weitverbreitete Erscheinung: Der heutige Mann betrachtet die Liebesleidenschaft als ein „ungeheures Unglück“, das ihn wie eine schwere Bürde treffen könnte und geeignet wäre, ihn an der Verwirklichung der einzig würdigen und wesentlichen Aufgaben zu hindern: der Erkämpfung einer Stellung, eines Kapitals, der Erwerbung eines angemessenen Platzes in der Gesellschaft, des ersehnten Ruhms usw. Der Mann fürchtet sich vor den gefährlichen Pfeilen des Eros, vor der großen und wahren Liebesfessel, die ihn von dem „Wichtigeren“ im Leben ablenken könnte. Und außerdem fordert die freie Liebesgemeinschaft in Anbetracht des ganzen Komplexes des Lebens eine unvergleichlich größere Vergeudung an Zeit und Seelenkräften als die formale Ehe oder die flüchtige, käufliche Liebe.
Allein die „Zusammenkünfte“ verschlingen so viel für „den Beruf“ wertvolle Zeit! Und tausend Dämonen lauern dem nur durch Liebesbande aneinandergefesselten Paare auf. Zufälligkeiten genügen, zeitweilige Abkühlung folgt, und der Bruch ist da. Freie Liebe endigt unter den gegebenen Umständen entweder mit dem Bruch, oder sie nimmt die Form der legalen Ehe an.
Der starke und zielbewußte Mann, der ohne Risiko auch die „Liebe“ in den Kreis seiner Lebensaufgaben einschließen könnte, dieser Mann ist nach der Meinung der Grete Meisel-Heß „noch nicht gekommen“. Daher sehen wir auch, dass die heutigen Männer, absorbiert von drückenden Arbeiten und Aufgaben, es vorziehen, das Portefeuille zu öffnen und eine Mätresse zu unterhalten oder mit ihrem „Namen“ sich eine Frau zu kaufen und damit die Last der legalen Familie auf ihre Schultern zu nehmen, um nur nicht ihre „wertvolle“ Zeit und ihre Energie in Liebeserlebnissen zu verbrauchen (…).
Aber auch für die Frau, besonders die, die sich mit eigener Arbeit unterhält (und das sind zirka 30-40 Prozent in allen Kulturländern), besteht das gleiche Dilemma: Liebe oder Beruf? Die Lage der berufstätigen Frau kompliziert sich durch ein weiteres hinzutretendes Moment: die Mutterschaft. Und wirklich, es lohnte sich, die Biographien all der bedeutenden Frauen durchzublättern, um sich von dem unvermeidlichen Konflikte zwischen Liebe und Mutterschaft einerseits und äußerem und innerem Beruf andererseits zu überzeugen. Und vielleicht gerade, weil die selbständige, ledige Frau auf die Glückswaage der freien Liebe nicht nur ihre Seele, sondern auch die geliebte Tätigkeit legt, erhöht sich ihre Forderung an den Mann: Als Entgelt erwartet sie eine freigebige Entlohnung, „das reichste Geschenk“, seine Seele.
Die freie Verbindung leidet an dem Fehlen eines moralischen Momentes, des Bewusstseins der „inneren Verpflichtung“; bei dem Stand der herrschenden, der sozialen Beziehungen haben wir keine Ursache, darauf zu rechnen, dass diese Form der Ehegemeinschaft die Menschen aus der Sackgasse der sexuellen Krisis führen wird, wie die Adepten der „freien Liebe“ hoffen.
Dieser Ausweg wäre nur möglich unter der gründlichsten Umformung der Psyche, einer Umformung, deren Voraussetzung die Änderung all der sozialen Grundlagen ist, welche ihrerseits den moralischen Inhalt der Vorstellungen der Menschen bedingen.
Alle Vorschläge auf dem Gebiete sozialpolitischer Maßnahmen und Reformen, die von Meisel-Heß angeführt werden, stellen nichts wesentlich Neues dar. Sie sind ausnahmslos in den Forderungen enthalten, die das sozialistische Programm ausmachen: ökonomische Selbständigkeit der Frau, breiter, weitestgehender Schutz und Unterstützung der Mutterschaft und der Kindheit, Bekämpfung der Prostitution auf ökonomischer Grundlage, Beseitigung selbst des Begriffes von „ehelichen“ und „unehelichen“ Kindern, die Umwandlung der kirchlichen Ehe in eine leicht lösliche bürgerliche, die gründliche Umformung der Gesellschaft auf kommunistischer Basis. Das Verdienst der Meisel-Heß ist nicht darin zu suchen, dass sie ihre sozialpolitischen Forderungen den Sozialisten entlehnt hat. Weit we- sentlicher ist, dass sie bei ihrem forschenden Suchen nach den sexuellen Rechten, ohne selbst eine „aktive Sozialistin“ zu sein, die Lösung des „Geschlechtsproblems“ unbewusst auf dem einzig annehmbaren Weg gefunden hat. Die ganze Summe der sozialen Reformen, diese unerlässliche Voraussetzung für neue ehe- liche Beziehungen, ist doch nicht imstande, die sexuelle Krisis zu lösen, wenn nicht gleichzeitig eine außerordentliche schöpferische Kraft erwächst, durch welche eine Erhöhung der „Liebespotenzen“ der Menschheit herbeigeführt wird.
Meisel-Heß hat, von ihrem Talent getragen, intuitiv den Weg zu dieser Lösung gefunden. Sie hat begriffen, dass die ganze Aufmerksamkeit der Gesellschaft bei der Erziehung und Formung der Seele auf dem Gebiete der Geschlechtsbeziehungen nach dieser Seite gewandt sein muss.
Die eheliche Vereinigung ist nach der Vorstellung der Meisel-Heß eine Vereinigung auf der Grundlage tiefer gegenseitiger Durchdrungenheit, des harmonischen Zusammenklangs von Seele und Körper, und dies ist auch das bleibende Ideal für die kommende Menschheit. Aber bei der Ehe auf der Grundlage der „großen Liebe“ dürfen wir nicht vergessen, dass diese „große Liebe“ ein seltenes Geschenk des Geschickes ist, dessen nur wenige Glückliche teilhaftig werden. Die mächtige Zauberin „große Liebe“, die mit berückenden, leuchtenden Farben unser graues Dasein schmückt, geizt mit ihrem Zauberstab den menschlichen Herzen gegenüber. Millionen von Menschen haben nie die Allmacht ihrer berückenden Glut erfahren. Was soll mit diesen Enterbten, diesen Umgangenen geschehen? Sollen sie beschränkt sein auf die kalte Gattenumarmung ohne Eros? Sollen sie auf die Prostitution angewiesen sein? Soll man sie, wie es die heutige Gesellschaft tut, vor das grausame Dilemma stellen: entweder „die große Liebe“ oder erotischer Hunger?
Meisel-Heß sucht und findet einen anderen Weg: dort, wo die „große Liebe“ fehlt, dort wird sie erseht „durch das „Liebesspiel“. Damit die große Liebe zum Erbe der ganzen Menschheit werde, muss die schwierige, die Seele adelnde Schule der Liebe durchschritten werden. „Das Liebesspiel“ ist auch eine Schule, eine Möglichkeit der Ansammlung von Liebespotenzen in der menschlichen Psyche.
Was ist nun dieses „Liebesspiel“, auf das Meisel-Heß so große Hoffnungen setzt? „Das Liebesspiel“ in seinen verschiedenen Erscheinungsformen findet sich auf dem ganzen Wege der menschlichen Geschichte. In den Vereinigungen der Hetären des klassischen Altertums mit ihren Freunden, in der galanten Liebe der Kurtisane aus der Epoche der Renaissance, in der erotischen Freundschaft zwischen der wie ein Vogel freien und sorglosen Grisette [unverheiratete Frau aus dem niederen Stand im Frankreich d. 19. Jht., Anm. d. Hg.] und ihrem Kameraden, dem Studenten, sind unschwer die Elemente dieses Liebesspiels zu finden.
Das ist nicht der alles verzehrende Eros mit tragischem Antlitz, der Ganzheit und Unteilbarkeit des Besitzes fordert, aber auch nicht brutale Sexualität, die sich in dem physiologischen Akte erschöpft. Ssanin [Titelheld eines 1907 erschienenen Romans von Michail Petrowitsch Arzybaschew, Anm. d. Hg.] mit seiner vereinfachten Psychophysiologie wäre ein schlechter Partner in dem Liebesspiel gewesen, das Grete Meisel-Heß malt. Das Liebesspiel erfordert eine große Feinheit der Seele, aufmerksames Zartgefühl und psychologische Wachsamkeit und ist deshalb selbst mehr als „die große Liebe“ befähigt, die menschliche Seele zu erziehen und zu formen.
Das Liebesspiel ist viel anspruchsvoller. Menschen, die sich nur auf der Grundlage gegenseitiger Sympathie zusammenfinden, die voneinander nichts erwarten als ein Lächeln des Lebens, erlauben nicht, dass man ungestraft ihre Seele martert, sich rücksichtslos gegen ihre Persönlichkeit verhält und ihre innere Welt ignoriert. Das Liebesspiel, das viel mehr Vorsicht, Aufmerksamkeit und Überlegtheit in den gegenseitigen Beziehungen fordert, könnten den Menschen nach und nach den bodenlosen Egoismus abgewöhnen, der heute allen Liebeserlebnissen das Gepräge gibt. „Ein aufmerksames Verhalten der Seele des andern gegenüber muss die Empfindungen der Sympathie anspornen, die Zartheit, Besorgtheit und Empfindsamkeit entwickeln …“
Drittens lehrt das Liebesspiel, da es nicht von dem Prinzip des „unteilbaren“ Besitzes ausgeht, die Menschen, nur den Teil ihres „Ichs“ zu geben, der den andern nicht belastet, sondern im Gegenteil hilft, das Leben lichter zu gestalten. Das würde nach der Meinung der Meisel-Heß die Menschen die höhere Keuschheit lehren, sich nur dann ganz hinzugeben, wenn sich die größere heilige Tiefe und Unwandelbarkeit des Gefühles gezeigt hätte. Jetzt sind wir alle zu sehr geneigt, „schon nach dem ersten Kuß“ die ganze Persönlichkeit des andern mit Beschlag zu belegen, unser Herz ganz und gar aufzubürden, wenn der andere durchaus noch kein Verlangen danach trägt. Man darf nicht vergessen, dass nur das Mysterium der „großen Liebe“ „Rechte“ gibt.
Das Liebesspiel oder die „erotische Kameradschaft“ hat noch andere Vorzüge: Sie sichert vor den Pfeilen des Eros, sie lehrt die Menschen, der drückenden Bürde der Liebesleidenschaft zu widerstehen, die die Individualität versklavt und erdrückt. Sie befähigt, wie keine andere Form der Liebe, die Individualität zur Selbsterhaltung, sagt Meisel-Heß. Die furchtbare Erscheinung, die wir das „gewaltsame Eindringen“ in das fremde „Ich“ nennen, hat hier keinen Platz. Sie schließt den größten Sündenfall, den Verlust der eigenen Persönlichkeit in den Wellen der Leidenschaft, aus. Die jetzige Menschheit lebt unter dem finsteren Zeichen der Leidenschaft, die immer bestrebt ist, ein anderes „Ich“ zu verschlingen. Als Antwort auf die Liebesansprüche des Erdenbewohners an eine Bewohnerin des Mars (…), sagt diese: „Aus dem beflügelten Spiel der Gefühle müsste ich niederstürzen unter die zwingende Macht der Leidenschaften, meine Freiheit verlieren und mich mit dir zur Erde herablassen … Eure Erde ist vielleicht größer und prachtvoller als der Mars, aber ich würde sterben in ihrer schweren Atmosphäre. Schwer wie eure Luft sind eure Herzen. (…)“
Unsere Zeit zeichnet sich durch das Fehlen der Liebeskunst aus. Die Menschen verstehen es durchaus nicht, helle, leuchtende, beflügelte Beziehungen zu unterhalten; sie kennen nicht den Wert der „erotischen Kameradschaft“. Die Liebe ist ihnen entweder eine Tragödie, die die Seelen zerreißt, oder ein gemeinsames Vaudeville [franz. Theaterstück, Anm. d. Hg.]. Die Menschheit muss aus dieser Sackgasse herausgeführt werden, die Menschen müssen das schöne, leuchtende und nichtbelastende Erleben erlernen. Nur das Absolvieren der Schule der erotischen Freundschaft befähigt die menschliche Psyche, die „große Liebe“ aufzunehmen, nachdem sie von ihren dunklen Seiten gereinigt ist. Jedes Liebeserlebnis (damit ist selbstverständlich nicht der grobe physiologische Akt gemeint) macht die menschliche Seele nicht ärmer, sondern bereichert sie. „Das gesunde, reiche menschliche Herz“, sagt Meisel-Heß, „und seine Fähigkeit zu Liebeserlebnissen, ist kein Butterbrot, das man nach und nach aufessen kann.“ Die Liebe ist eine Kraft, die sich in dem Maße vermehrt, als man Gebrauch von ihr macht. „Immer tiefer, immer häufiger, immer selbstloser zu lieben, das ist der Weg der Leidenschaft jedes großen Herzens.“ Die Liebe selbst ist eine bedeutende schöpferische Kraft: sie erweitert und bereichert die Psyche sowohl dessen, der sie empfindet, als auch dessen, dem sie geschenkt wird.
Ohne Liebe müsste sich die Menschheit bestohlen, enterbt, arm fühlen. Ohne Zweifel wird die Liebe für die künftige Menschheit zu einem Kultus werden. Und jetzt, um zu kämpfen, zu leben, sich zu plagen, zu schaffen, muss der Mensch sich gestützt und anerkannt fühlen. Derjenige, der sich geliebt fühlt, der fühlt sich auch anerkannt; aus diesem Bewußtsein erwächst die höchste Lebensfreude. Aber gerade diese Anerkennung des eigenen „Ich“, diesen Drang nach Erlösung von dem Gespenst der uns ewig bedrohenden seelischen Einsamkeit, erreichen wir nicht durch die grobe Befriedigung des physiologischen Hungers. „Nur das Gefühl der völligen Harmonie mit dem geliebten Geschöpf kann diesen Durst stillen.“ Nur „die große Liebe“ gibt vollständige Befriedigung. Die Liebeskrisis ist umso schärfer, je weniger Vorrat an Liebesfähigkeit in der menschlichen Seele niedergelegt ist, je enger die sozialen Gruppen sind, je ärmer die menschliche Psyche an Erlebnissen solidarischen Charakters ist.
Diese Liebespotenz zu heben, den Menschen zu erziehen und für die Aufnahme der „großen Liebe“ bereit zu machen, das ist die Aufgabe der „erotischen Freundschaft. (…)
Endlich lässt sich der Rahmen der „erotischen Freundschaft“ immer erweitern. Es ist durchaus möglich, dass Menschen, die sich auf der Grundlage einer leichten Verliebtheit in freier Sympathie hingegeben haben, sich gegenseitig finden: dass aus dem Spiel die große Liebe erwächst. Es handelt sich nur darum, hierfür die objektive Möglichkeit zu schaffen. Welches sind nun die Schlussfolgerungen und praktischen Forderungen der Meisel-Heß?
Vor allem muss die Gesellschaft lernen, alle Formen der ehelichen Gemeinschaft anzuerkennen, welch ungewohnte Konturen sie auch aufweisen mögen, und dies unter zwei Bedingungen: dass sie nicht der Rasse verderblich seien, und dass sie nicht von dem Druck ökonomischer Faktoren bestimmt wurden. Das Ideal bleibt die monogame Verbindung, begründet auf der großen Liebe. Aber nicht unwandelbar und beengend. Je komplizierter die Psyche des betreffenden Menschen, umso unvermeidlicher der Wechsel. Das Konkubinat oder die nacheinander folgende Monogamie werden die Grundformen der Geschlechtsvereinigung sein. Aber daneben her geht eine ganze Skala verschiedener Formen der geschlechtlichen Liebesvereinigung innerhalb der Grenzen der erotischen Freundschaft.
Die zweite Forderung ist die Anerkennung – und nicht nur mit Worten, sondern in der Tat – der Heiligkeit der Mutterschaft. Die Gesellschaft ist verpflichtet, in allen Formen und Arten Rettungsstationen auf dem Weg der Frauen zu errichten, um sie in der verantwortungsvollsten Periode ihres Lebens moralisch und materiell zu unterstützen.
Und endlich müssen wir, damit die freieren Beziehungen bei den Frauen nicht den Schrecken der Verwüstung nach sich ziehen, das ganze moralische Gepäck, mit dem die Mädchen, bevor sie in das Leben hinaustreten, bedacht werden, untersuchen.
Die ganze heutige Erziehung der Frauen ist darauf gerichtet, dass ihr Leben sich in Liebesempfindungen erschöpft. Daher die gebrochenen Herzen, die von dem ersten stürmischen Winde geknickten Frauengestalten. Es ist dringend nötig, dass den Frauen die weiten Tore des vielseitigen Lebens geöffnet werden, ihre Herzen müssen gestählt, ihr Wille gepanzert werden. Die Frau muss lernen, die Liebe nicht als den Wesensinhalt ihres Lebens, sondern als eine Stufe, als eine Möglichkeit, ihr ganzes „Ich“ zu offenbaren, anzusehen. Möge sie lernen, wie der Mann aus einem Liebeskonflikt nicht mit gebrochenen Flügeln, sondern mit gestählter Seele hervorzugehen. „In jeder beliebigen Minute das Vergangene vergangen sein zu lassen und das Leben neu zu beginnen, als ob es heute begonnen hätte“ – so war die Devise Goethes. Schon schimmert Licht, schon sind neue weibliche Typen, die sogenannten ledigen Frauen, zu bemerken, für die der Lebensreichtum sich nicht in der Liebe erschöpft. Im Bereiche der Liebeserlebnisse gestatten sie den Lebenswellen nicht, ihr Schiffchen zu lenken: Am Ruder sitzt ein erfahrener Steuermann: ihr im Lebenskampf gestählter Wille. Und der übliche Ausruf: „Sie hat eine Vergangenheit“, wird von der ledigen Frau paraphrasiert: „Sie hat keine Vergangenheit – was für ein sonderbares Schicksal!“
Mögen solche Frauen auch noch nicht allzubald alltägliche Erscheinungen werden, möge auch morgen noch nicht die neue Sexual-Moral eintreten, möge auch die komplizierte Sexualkrisis nicht mit einem Male überwunden werden, indem wir der neuen Moral ihren Platz eingeräumt haben, ist der Weg gefunden, in der Ferne schimmert lockend das weitgeöffnete ersehnte Tor. (…)
Alexandra Kollontai (1872–1952) war eine alleinerziehende Mutter, Feministin und Kommunistin, die nach der russischen Oktoberrevolution von 1917 als Kommissarin für Volkswohlfahrt die erste Ministerin in der Geschichte wurde. 1920 übernahm sie den Vorsitz der Frauenabteilung beim ZK der KPdSU. Durch ihre Schriften „Die neue Moral und die Arbeiterklasse“, aber auch durch Erzählungen wie „Wege der Liebe“ wurde sie als Verfechterin der „freien Liebe“ und der Frauenrechte bekannt. 1921 kritisierte sie als Mitglied der „Arbeiteropposition“ die Bürokratisierung der Industriebetriebe und geriet mit Lenin in Konflikt. Als erste akkreditierte Botschafterin der Weltgeschichte ging sie 1923 nach Norwegen und wurde später auf wichtige diplomatische Missionen nach Mexiko, Finnland und Schweden gesandt. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm sie keine diplomatischen Ämter mehr und verbrachte ihren Ruhestand in Moskau.
*) Beide Texte sind entnommen aus
Barbara Eder/Felix Wemheuer (Hg.)
Die Linke und der Sex – Klassische Texte zum wichtigsten Thema
Promedia Verlag, Wien 2011, 173 Seiten, 14,90 €