Mein Leben in Büchern – am Boden

Heute ein MAC Classic: Der MAC liegt nicht auf der Couch, sondern räumt Bücher – der Grund, warum, wird aber erstmal nicht grell ausgeleuchtet, eher stehen die Bücher selbst im Vordergrund . Und er verweist am Ende seines Berichts die Leser:innen im Nachgang zum letzten Blog („Kind von Marx und Coca Cola“, 21. März 2025) über die Entwicklungen in den USA, wie denn das, was da gerade abgeht, zu benennen sei, auf einen Vorschlag des Marxisten (u.a.) Slavoj Zizek. Er lautet „soft facism“

Man auf der Couch

Mit dem Älterwerden häufen sich die Buchumzüge, die verfickten Buchumzüge (ficken Buchumzüge, jedenfalls vermehren sie sich), die immer beschwerlichen und mit den Jahren immer beschwerlicheren, die fast immer unerfreulichen, traurigen  … mein Gott, ERFAHRUNGEN, Kackerfahrungen, viele würde der MAC lieber nicht machen, doch „macht“ man sie, will man sie verallgemeinern, die Last auf mehrere Schultern verteilen.
Der Teufel steckt  immer schon im Wörtchen „man“ – wie ist das übrigens gendermäßig, kommt „man“ von „Mann“, da ließe sich das MAC-Buch „Mann auf der Couch“ ev. auch „Man auf der Couch“ nennen …
Was gesagt werden soll,  im billigen, nuttigen Schreiben, das verführbar ist von jedem erstbesten Reiz,  werden Erfahrungen gerne verallgemeinernd formuliert, wie hier im ersten Satz, und kraftmeierisch soll verwischt werden, dass die Fragen übergangen wurden, ist das nur bei mir so, oder bei anderen auch, oder bei „allen“?
Was für alle gilt, ist daß einmal Schluss ist und dass – für einige, wie es sich auch beim MAC ankündigt  –  diesem Zeitpunkt Prozesse des Verkleinerns vorangehen. Bücher- und Schallplattensammlungen müssen reduziert werden, weil sich der Platz dafür gar nicht mehr bezahlen lässt. Das trifft üblerweise die ohnehin extrem Altersarmuts-gefährdete Gruppe der Intellektuellen und Künstler am stärksten, weil sie die Gruppe sind, die am meisten von dem Zeug haben. Oft ist sind ihre Sammlungen und Archive, das einzige, das sie besitzen, beim MAC ist es nicht viel anders.
Wer ins Halb- oder ganz Prekäre rutscht, dessen Miete muss  runter, das bedeutet, mit weniger Platz auskommen, im Altersheim oder Stift dann ohnehin, mehr als das kleine „Billy“ passt da nicht rein. Dieser Prozess nährt die Flohmärkte, die Antiquariate, die schon gar nichts mehr ankaufen und weil das Angebot immer grösser ist als die Nachfrage, fallen die Preise.

Bücher-und Plattensammlungen – späte Reue

Was ein Leben lang mit sehr viel Geldeinsatz liebevoll und mehr oder weniger zwanghaft gepflegt würde, ist plötzlich „nichts wert“, nur noch Last, für die für das schiere Abholen, Wegbringen, „Verwerten“ noch bezahlt werden muss, wenn´s besonders dumm läuft.  Dass man Kindern oder Enkeln  mit diesen Sammlungen eine Freude machen kann, kommt heute eher nicht vor.
Mit alle dem wird auf etwas bittere Art der Sinn des analogen Sammelns ins Frage gestellt und tatsächlich lässt sich das nur ertragen durch einen noch düstereren Gedanken, nämlich den, dass man am Ende ohnehin nichts mitnehmen kann und dass man seinen Nachfahren wahrscheinlich eine Freude damit machen kann, möglichst rückstandsfrei und emissionsarm zu verschwinden.
Da lässt sich schon mal schon mal das „Loslassen“ in Form des Weggebens“ üben, manchen fällt das bei Büchern und Platten besonders schwer (wie dem MAC z.B.), aber es soll ja auch wehtun, dass es wirkt.
Naja, jetzt steht beim MAC erstmal wieder ein Umzug an, keine Details, heute nicht.

Zeig mal her – wer liegt oben, wer unten?

Was stapelt sich da vorerst am Boden?  Mein Leben in Büchern! Stationen, Schwerpunkte, Phasen, die Bücher kommen aus einem Regal, in das sie als ein repräsentativ sein sollendes Angeber-Potpourri und auch nach der Massgabe von Formaten ausgestellt waren. Jetzt liegen sie am Boden – und entfalten dennoch ihren Reiz.
Was am einzelnen Stapel oben liegt, ist immer nur halb Zufall, wie der Umgang mit Büchern ja nie zufällig ist.
Der MAC hat immer gerne Bücherstapel fotografiert, heute wieder, irgendwie livig, soll alles schnell und authentisch und wie hingerotzt wirken.
Und was sehen wir da? Oben links abgeschnitten die dicken Jahresbände des „Neuen Forvm“, frühe 70er Jahre, die Zeitschrift, damals für den „Dialog zwischen Christentum“ und Marxismus, bei der der MAC Volonariat und Verlagslehre machte und in der seine ersten Artikel erschienen, über einen Kriegsvebrecher-Prozess in Wien („Gogl macht nichts“, Oktober 1974, Gogl, so hiess der Verbrecher) oder eine Rezension von Walter Scheugls Buch „Show, Freaks und Monster“.
Rechts daneben ein hoher Stapel sündteurer und schwer bildungsbürgerliche, aufwendig illustrierte Wissensbände, obenauf „Darwins Fahrt auf der Beagle“. Bücher, von denen ich gar nicht wusste, daß es sie gibt – und von denen ich jedes Jahr eines zum Weihnachtsgans-Essen des Verlegers Thomas Ganske geschenkt bekam.

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Patti Smith (Auschnitt) liegt am Stapel der Musik-Bildbände oben auf

Fix & Foxi und Freie Sexualität

Daneben ein Fix & Foxi Würfelspiel in gut erhaltenem Zustand, das aus der Materialsammlung stammt, die der MAC zu der Zeit in den früheren 2000ern angelegt hatte, als er Chefredakteur der neu herausgebrachten „Fix & Foxi“ war.
Der schöne Band über die Hamburger Musikszene war ein Weihnachtsgeschenk an sehr schwierigen Weihnachten in einer sehr schwierigen Zeit.
Daneben ein SELBSTGEMACHTES Buch, gleich ein Stapel davon, aus der „Corporate Publishing Zeit“ des MAC, zusammen mit Manfred Bissinger, ein Reportage- und Interviewband über die VW Autostadt in Wolfsburg. Die deutsche Automobilindustrie, voran VW, schwamm damals noch im Geld, heute macht niemand mehr solche Bücher mehr oder gründete ganze „Städte“ zur Selbstrepräsentation.
„Welttheater Österreich“ bekam der MAC zum 50. Geburtstag von Markus Peichl – der Band übers Wiener Burgtheater sollte eine schöne Erinnerung sein an unsere Zeit im Wien der 80er Jahre, als wir da den WIENER machten und ins Burgtheater gehen und Thomas-Bernhard-Stücke gucken unverzichtbar waren für einen distinguierten, Kultur-linken Lifestyle, in dem wir es uns gut gehen ließen, wenn wir nicht gerade beim „Figlmüller“ beim Schnitzelessen saßen. Rechts davon ein Büchlein über „Das Leben in der Mühl Kommune“  zwischen „Freier Sexualität und kollektivem Gehorsam“, obenan auf einem Stapel mit Büchern über verschiedene Subkulturen.
Daneben ein Stapel von „Corporate“-Büchern, an denen der MAC beteiligt war, u.a. als Textchef einer Redensammlung des damalige Evonik-Chefs Klaus Engel – mit dem feierlichen Titel „Leistung Verantwortung Teilhabe, im Geiste einer Ruhr-geprägten, sozialdemokratische Wirtschaftsethik, soviel die halt hergibt.

Der Sozialismus und die Seele des Menschen

Dann – liegt der MAC mit dem „anlassigen“ Blick obenauf auf einer weissen Gesamtausgabe der Werke von Rosa Luxemburg, die ich von meinem Schwiegervater Helmut Frenz übernommen habe, neben Leo Trotzkis Leben, naja zwei Leben.
Unten angeschnitten Musik-Bildbände, on top ein wunderbares Buch-Cover von Patti Smith, div. Marx-Engels-Werke (MEW) und Einzelausgaben, zum Teil gut genutzt und angemarkert in den MASCH-Lesekursen, von deren Flyer, ganz rechts, der MAC dann einige Exemplare dann doch nicht verteilt hat auf nächtlicher Tour durch Hamburger Cafés und Bars in Altona,  der Schanze oder am Grindel.
Dazwischen noch ein vergriffener Diogenes Band mit dem Titel „Der Sozialismus und die Seele des Menschen“, ein ziemlich unerträgliches Herumgesalbadere des wie ich finde immer nervigen Oscar Wilde. Daneben ein wackeliger Stapel kleiner und kleinster Formate, obendrauf Sigmund Freuds „Das Unbehagen in der Kultur“ – das eben das Unbehagen in und nicht an der Kultur ist, eine Erkenntnis, die mir wieder einfiel, als ich den praktischen, wunderbar gestzten Reclam-Band für den Umzug rettete.

So. Das könnte der Teil 1 eines neuen „Formats“ gewesen sein. Im Zuge der Framentierung der Inhalte zuvor schon in Print, vor allem aber im Internet, ist auch der MAC Format-süchtig geworden. Welches „Format“ ist es übrigens, das was wir heute mit Trump und Musk in den USA haben? Darüber rästelte der MAC schon im letzten Blog – Autoritärer Kapitalismus? Digitale Oligarchie?
„Soft Facism“ nennt es Slavoj Zizek, zuletzt auf einem Vortrag in Oxford, erstaunlich hellsichtig schon Ende letzten Jahres, vom MAC erst jetzt entdeckt und hier weiterempfohlen, einmal als Video und einmal als sehr schön geschriebene und gut zu gebrauchende Zusammenfassung aus Brasilien.

Video:

https://www.youtube.com/watch?v=OSYjmH_WPQQ

Zusammenfassung:

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