Auf zum Klassenk*mpf! Aufstand der Unsichtbaren

Der digitale Arbeitsmarkt hat eine verführerische Oberfläche. Marken wie Apple fallen einem ein oder all die coolen Typen, die in Start Ups an neuen Technologien arbeiten. Auf den ersten Blick nicht sichtbar sind die, die diese Welt der großen Versprechen erst ermöglichen: Hundertausende rechtloser Clickworker in Südostasien, die Leidtragenden frühkapitalistischer Bedingungen in den Mikrochip-Fabriken, Kinderporno-Prüfer mit extremer psychischer Belastung bei den Social-Media-Plattformen, unter Lebensgefahr schürfende Kinderarbeiter in den Kobaltminen im Kongo … Was „Künstliche Intelligenz“ etwa Tolles und Unglaubliches kann, wird von mindestens 100.000 Clickworkern zusammengeklickt, die allein bei Google mit Minilöhnen beschäftigt werden.
Wie wenig wir über dieses Elend wissen und wissen sollen (meist herrscht an solchen Arbeitsstätten striktes Foto- und Berichtsverbot), ist auch daran zu erkennen, dass es für all diese Sklavenjobs nicht mal richtige Bezeichnungen gibt. Keine Sprache, keine Bilder, keine Gesichter, keine Rechte, keine Existenz.
Bei den Ridern, den Fahrradkurieren der Lieferdienste, um die es im ROTEN SALON am 22. Juli in Hamburg geht, mag die Verelendung unter anderen Voraussetzungen stattfinden, im Kern aber ist der Charakter ihres Jobs ganz ähnlich: hoher Stress und maximale  Entfremdung, fehlender Schutz vor gesundheitlichem oder sozialen Risiko, keine Perspektive, es sich je zu verbessern. Und was auch gleich ist: Wir schauen weg. Jeder von uns hat Fahrradkuriere schon gesehen oder sich etwas bringen lassen. Aber wer hat je schon mit einem gesprochen? Sich Gedanken gemacht, wie das Leben dieser Person eigentlich ist?
Eigentlich nehmen wir die wandelnden Werbeträger gar nicht richtig als Menschen wahr – und beanspruchen gleichzeitig den  asozialen und schwachsinnigen Luxus, uns um jede Tages- und Nachtzeit eine Salatgurke in die vierte Etage hoch bringen zu lassen.  Sie sind „Unsichtbare“ – wie die 1,1 Millionen Menschen aus dem Ausland, aus Polen, Rumänien, Bulgarien, aus der Ukraine, dem Irak und Usbekistan, die in Deutschland etwa ein Drittel des Nieriglohnsektors ausmachen – und die Voraussetzungen für den deutschen Wohlstand schaffen, indem sie Arbeiten übernehmen, die sonst niemand machen will.
Mit ihren bunten Streiks,  ihren Organisationen wie „Liefern am Limit“ und einer auf Social Media errichteten Gegenöffentlichkeit haben die Rider eines schon geschafft: sie sind sichtbar geworden, in die öffentliche Wahrnehmung gerückt.
Ziel des  ROTEN SALON am 22. 7. ist es, diese Sichtbarkeit noch ein wenig zu erhöhen – und mit den Autoren des Buches „Digitale Gegenmacht“, mit Martin Seeliger und Falko Blumenthal darüber zu sprechen, welche Perspektiven die Konflikte in der Plattform-Ökonomie und die dabei entwickelten digitalen Strategien der gewerkschaftlichen Arbeit insgesamt eröffnen.  „Auf zum Klassenk*mpf“, wie ein in diesen Tagen aufgeführtes Rider-Theaterstück heißt. (siehe Links) MH

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Ausbeutung ohne Profit

Lebensmittel-Lieferdienste stehen wegen schlechter Arbeitsbedingungen immer wieder in der Kritik. Nun zeigt eine Studie: Sie sind nicht kostendeckend.

Unprofitable Ausbeutung – taz.de

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Deutschland will Rider nicht besser schützen

Die Mitarbeiter großer Online-Lieferdienste oder ähnlicher Plattformen arbeiten oft zu schlechten Bedingungen. Die EU-Staaten haben sich auf Verbesserungen verständigt. Deutschland enthielt sich einmal mehr, weil die FDP Bedenken hatte.
Lieferdienste und Co:

EU stärkt Mitarbeiterrechte bei Online-Plattformen | tagesschau.de


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Moderne Technik, moderne Sklaven

Das Geschäft mit Essenslieferungen boomt, doch der Markt ist umkämpft. Vollbild-Recherchen zeigen: Lieferando überwacht offenbar automatisiert seine Mitarbeiter, Konkurrent Wolt setzt auf dubiose Subunternehmer.
Bringdienste Lieferando und Wolt: Moderne Technik, moderne Sklaven? | tagesschau.de

Keine Angst, Klassenk*mpf

Ab Mittwoch bespielen lokale und internationale Kollektive fünf Tage lang die Berliner Volksbühne unter dem Motto: „Keine Angst! Klassenk*mpf?!“. Eröffnet wird das Festiwalla vom Moabiter Jugendensemble „NeXt Generation“ mit einem Stück über die prekäre Arbeit von Ridern

Kulturfestival Festiwalla: Von der Straße auf die Bühne – taz.de

ROTER SALON-Gast Falko Blumenthal auf x: https://twitter.com/falkoblumenthal/status/1807379816351420685

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